Methoden
Hands-on Methoden – Lernen durch Ausprobieren
Im Zentrum der Vermittlung steht für das G&WM stets der Mensch: Die Angebote orientieren sich an den Bedürfnissen der Besucher:innen und laden zur aktiven Auseinandersetzung ein. Mit interaktiven und hands-on Methoden wird nachhaltiges Lernen ermöglicht und ein Bewusstsein für gesellschaftliche und wirtschaftliche Zusammenhänge gefördert. Grundlage ist die Arbeit mit objektiven wissenschaftlichen Daten, die durch standardisierte Piktogramme und Bildstatistiken klar und verständlich aufbereitet werden – unabhängig von Vorwissen oder Sprache. Dabei nutzt das Museum auch die Transformationsmethode Otto Neuraths, hinterfragt laufend bestehende Formate und entwickelt sie kontinuierlich weiter.

«ISOTYPE reloaded» – Die Kraft der Bilder
Seit 2020 entwickelt das Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum die Bildsprache «ISOTYPE» von Otto Neurath, Marie Reidemeister und Gerd Arntz weiter. Aufbauend auf den Forschungsarbeiten von 2021/22 wird «ISOTYPE reloaded» als Vermittlungsprojekt zu Bildungschancen umgesetzt. Dabei steht Neuraths Methode im Mittelpunkt, komplexe Daten in verständliche Bilder zu übersetzen – heute neu verankert im Museumsalltag.
In Kooperation mit der Kunstuniversität Linz entsteht ein interdisziplinäres Angebot, das soziale Realitäten junger Menschen sichtbar macht und Chancengleichheit fördert. Grundlage dafür sind auch die Ergebnisse des Projekts Wege in die Zukunft des Instituts für Soziologie der Universität Wien, das Lebensrealitäten und Zukunftsvorstellungen junger Menschen untersucht. Daraus hervorgegangen ist der Workshop Next Steps, in dem Schüler:innen interaktiv Fragen zu Bildungschancen und Berufsorientierung erkunden.
Wiener Methode der Bildstatistik – Der Ursprung
In den 1920er Jahren entwickelte Otto Neurath gemeinsam mit Marie Reidemeister und Gerd Arntz am Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum die «Wiener Methode der Bildstatistik», international auch als «ISOTYPE» bekannt. Ausgangspunkt war die Überzeugung, dass Wissen nicht nur einer kleinen, gebildeten Elite vorbehalten bleiben darf, sondern für alle Menschen zugänglich sein muss. Komplexe gesellschaftliche und wirtschaftliche Zusammenhänge – etwa zu Arbeit, Wohnen, Gesundheit oder Bildung – wurden in klare, standardisierte Bildelemente übersetzt. Diese Symbole konnten leicht kombiniert und verstanden werden, unabhängig von Sprache oder Vorwissen. Damit entstand ein völlig neuer Zugang zu Information, der Bildung demokratisierte und breite Bevölkerungsschichten einbezog.

Worte trennen, Bilder verbinden
Die Kraft dieser Methode ist bis heute ungebrochen. Bilder überwinden sprachliche Barrieren, schaffen Wissen ohne Vorkenntnisse und machen abstrakte Daten greifbar. Anstelle komplizierter Zahlenreihen oder Fachtexte laden Bildstatistiken dazu ein, Inhalte intuitiv zu erfassen und zu erschließen. Gerade darin liegt ihre demokratische Dimension. Diese visuelle Sprache prägt das G&WM seit hundert Jahren und eröffnet auch heute neue Chancen für Chancengerechtigkeit und Teilhabe. In Zeiten wachsender Informationsflut, Desinformation und sozialer Ungleichheit zeigt «ISOTYPE», wie Bilder Orientierung geben und komplexe Themen verständlich machen können.